Tinkus-Tänzerinnen beim Karneval 2017 Foto: Toni

Karneval 2021 in Bolivien

 ein Artikel von Julia

Der Karneval von Oruro ist ein wichtiges und religiöses Fest in Bolivien, das zu Ehren der Jungfrau der Bergwerkstollen veranstaltet wird. Hier wird an die präkolumbischen Religionen der indigenen Völker gedacht, die zu diesem Fest fortgelebt werden sollen. 2001 wurde der Karneval von Oruro in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit der UNESCO und im Jahr 2008 in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit übernommen. Bei Touristen*innen stellt das Fest ebenfalls eine Hauptattraktion dar. Jedes Jahr machen sich mehrere tausend Menschen auf den Weg nach Oruro, um kräftig zu feiern.  Auch in den einzelnen Staaten Boliviens finden jährlich traditionelle Feste, Umzüge und Bräuche statt. Doch wie wird Karneval dieses Jahr in Bolivien gefeiert, in Mitte der Corona Pandemie?  

Auch Bolivien befindet sich bereits in der zweiten Covid19- Welle, die sich durch einen erneut hohen Anstieg der Infektionszahlen kennzeichnet (siehe: https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/bolivien/, Stand: Januar 2021). Die Regierung verhängt für viele Staaten Ausgangssperren für das Wochenende, jedoch haben sie den beliebten Karneval im Blick: 

Ja! Karneval wird stattfinden, jedoch wird es kein Publikum vor Ort geben, sondern traditionelle Aktivitäten kleiner Gruppen und das in den jeweiligen Staaten Boliviens. Diese Aktivitäten werden gefilmt und über soziale Medien und das Fernsehen in die eigenen vier Wände übertragen. Außerdem soll in einigen Staaten, wie beispielsweise Santa Cruz, an den Karnevaltagen zu Spenden aufgerufen werden, die für die Menschen gesammelt werden, die von Covid19 am stärksten betroffen sind. Carlos Arrien, Vorsitzender des Karnevalverbands Asociación Cruceña de Comparsas Carnavaleras (ACCC) in Santa Cruz, bekräftigte, dass durch das Online Format keine Ansteckung mit dem Virus besteht. Die Aktivitäten, die virtuell realisiert werden, bringen die große Party zu den Menschen nach Hause. Außerdem soll so die die Arbeit der Künstler, Tänzern und all jener, die Teil des großen Wirtschaftskreislaufs Karneval sind, wertgeschätzt und unterstützt werden. 

Was zunächst positiv klingen mag, zeigt jedoch Kehrseiten auf. So gingen Vertreter*innen der Essensbranche und des Verkaufs von Karnevalartikeln, die jedes Jahr hohe Einnahmen durch die beliebten Festtage generieren, auf die Straße, um zu protestieren. Bereits einige Vertreter*innen der Verkaufsbranche hatten sich auf Karneval vorbereitet und Gebäck und beispielsweise Zuckerwaren hergestellt. So äußerte eine Vertreterin in Santa Cruz: „Wir machen uns mehr Sorgen um den Verkauf der bereits hergestellten Bonbons, wir werden uns nicht von der Stadtverwaltung entfernen, bis sie uns die vorläufige Genehmigung erteilt (übersetzt von Aquisito e.V. aus: El Deber Santa Cruz). In Cochabamba wiederum, wird es die Gelegenheit geben, das traditionelle Gericht namens Puchero zu bestellen und geliefert zu bekommen.  

Wie dies am Ende in den einzelnen Staaten Boliviens ausgeht steht noch aus, doch eins ist sicherDie Karnevalfans müssen nicht direkt auf ihr geliebtes Karnevalfest verzichten! 

 

Quellen: El Deber Santa Cruz; Los tiempos Cochabamba 

Caporales-Tänzer am Carnaval de Oruro 2017 Foto: Laura Frommberger

Tänzerinnen, die ihre schillernden Kostüme präsentieren Foto: Laura Frommberger

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Das Jugendzentrum CADSE arbeitet als konfessionell und politisch unabhängige Organisation in Cochabamba. Die tägliche Arbeit wird von Freiwilligen aus der Region übernommen, die von Aquisito finanziell unterstützt werden.

Auch wenn unser Verein erst seit 2020 besteht, sind wir bereits seit 2017 aktiv, um Kindern in Bolivien eine Zukunft zu bieten. Hier erfährst du mehr über die Entwicklung unserer Zusammenarbeit mit dem Tageszentrum CADSE….

CADSE ist die spanische Abkürzung von “Zentrum zur Unterstützung der sozialen und pädagogischen Entwicklung”. Im Süden der Stadt Cochabamba in Bolivien arbeiten in den Räumen…