Bolivien kommt nicht zur Ruhe

Trotz des zweiten Versuchs einer Quarantäne in der Großstadt Cochabamba Anfang Juli, steigt die Zahl der Neuinfektionen in Bolivien erneut an. Zudem trifft es auch die dritte Regierungschefin Lateinamerikas: Jeanine Añez, die bolivianische Übergangspräsidentin, infiziert sich im Juli mit dem Coronavirus. Berichten zufolge bestätigte die bolivianische Regierung zum selben Zeitpunkt sieben weitere positiv getestete Minister/-innen. 

Einen Monat später, Anfang August, liegt die Zahl der bestätigten Fälle in Bolivien bei 81.000 mit über 3.000 Todesfällen. Jedoch scheinen viele Bürger/-innen selbst davor nicht zurückzuschrecken, ganz im Gegenteil: Derzeit gibt es in Bolivien große Demonstrationen. Ein Grund dafür ist unter anderem die Wahlverschiebung. Die Wahlbehörde TSE (Tribunal Supremo Electoral) verschob die für den September angekündigten Präsidentschaftswahlen auf den nachfolgenden Monat Oktober. Ein entscheidender Punkt für die Änderung sei der von Expert/-innen vorhergesagte Höhepunkt der Pandemie im September, weshalb die Wahlen erst am 18. Oktober stattfinden sollen, um eine größeres Infektionsgeschehen zu vermeiden. Viele Anhänger/-innen der „Bewegung zum Sozialsozialismus“ des Ex-Präsidenten Evo Morales protestieren gegen diesen Beschluss und fordern die Realisierung der Wahlen im September. Darüber hinaus wurde am 2. August 2020 beschlossen, dass das gesamte Schuljahr 2020 abgesagt wird und somit wurde Bolivien, laut der regionalen Zeitung „Los Tiempos, zum einzigen Land weltweit, das das Schuljahr aufgrund der Pandemie streicht. In vielen Ländern wurde das Angebot von Online-Unterricht durchgesetzt, in einigen Ländern, darunter Brasilien und Mexiko, findet Unterricht unter strengen Auflagen wieder als Präsenzveranstaltung statt. Die Entscheidung Boliviens stößt daher umso mehr auf internationale Kritik. Jedoch sei die Umsetzung von virtuellen Bildungsangeboten aufgrund fehlender Möglichkeiten, vor allem in den ärmlichen Gebieten Boliviens, nicht möglich, äußerte der Minister  

Yerko Núñez bei der Bekanntgabe am Sonntag. Añez hingegen betont vor allem die Wichtigkeit der Gesundheit aller Schülerinnen und Schüler und deren Familien. Doch wie geht es nun weiter? Zwar gilt das Schuljahr für alle Kinder und Jugendliche als bestanden, doch wie kann ein Schuljahr einfach übersprungen werden und in Zukunft, nach einer so langen Bildungspause, wieder ein adäquater Anschluss gefunden werden? Wie werden die Kinder nun betreut, wer kümmert sich um sie und was passiert mit vielen Lehrerinnen und Lehrern, die seit Sonntag als arbeitslos gelten? In Bolivien häufen sich die Fragen, doch den Bürgerinnen und Bürgern bleibt nichts anderes übrig, als auf Antworten zu warten. Wir möchten darauf hinweisen, dass alle Informationen aus Berichten der lokalen Zeitung hervorgehen und Aquisito e.V. diese lediglich weitergibt, ohne sich zu positionieren.  

Stark - stärker - CADSE

CADSE bleibt selbst in Corona-Zeiten stark und gibt die Hoffnung nicht auf! So wurde am 1. August mit Hilfe eurer Spenden das Projekt des virtuellen Klassenzimmers offiziell begonnen. Mery, die Gründerin von CADSE, Kinder und Jugendliche aus Uspha Uspha, eine Psychologin, mehrere bolivianische Freiwillige und auch der Vorstand von Aquisito e.V. haben sich vergangene Woche online zusammengefunden, um gemeinsam in das großartige Projekt zu starten. Jeden Samstag haben die Kinder und Jugendlichen aus Uspha Uspha nun die Möglichkeit, an Bildungsangeboten von CADSE teilzunehmen und das mit Spiel und Spaß verbunden. Zwar müssen die Teilnehmer/-innen erst einmal auf Brettspiele verzichten, doch mithilfe von Rätseln, Witzen und Liedern, wurden ganz neue Wege gefunden, um sich prächtig zu amüsieren.  

Wie CADSE Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Online-Angebot ermöglicht und wie auch du dieses Projekt unterstützen kannst, findest du in unserem letzten Artikel „Corona in Bolivien.“ 

Vielen lieben Dank und bis zum nächsten Mal!