Bolivien

Gesellschaft und Kultur

Derzeit leben etwa 11 Millionen Menschen in Bolivien, dabei zählt die Mehrheit der Menschen zu den sogenannten indígenas (Indigene), die noch sehr stark von ihrer indigenen Herkunft geprägt sind. Bolivien ist damit das einzige Land Südamerikas, in welchem zum überwiegenden Teil indigene Gruppen beheimatet sind. In den Schulen werden mehrere Sprachen unterrichtet: Neben dem Fach Englisch wird je nach Region die indigene Sprache (Quechua, Guaraní, Aymara) gleichwertig gelernt. Die offizielle Landessprache ist Spanisch; Quechua und Aymara werden jedoch, aufgrund ihrer Bedeutsamkeit, ebenfalls als Amtssprache anerkannt.

In Bolivien spielen Musik und Tanz eine wichtige Rolle: Bereits im jungen Alter kommen Kinder und Jugendliche mit den ersten traditionellen Tänzen in Kontakt. Zum einen werden diese in den Schulen unterrichtet, zum anderen treffen sich Gruppierungen privat in nahegelegenen Parks, um dort die Tänze für die nächsten Festtage einzustudieren. In der bolivianischen Kultur finden an diversen Festtagen sogenannte desfile (Umzüge; Paraden) statt, bei denen voller Leidenschaft getanzt und gesungen wird. Besonders für Karneval wird viel Zeit investiert und intensiv geübt, um bei den kilometer- und stundenlangen Umzügen fit zu sein. Die Hauptattraktion stellt dabei der Karneval von Oruro dar, der sogar im Jahr 2001 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen wurde. Zu den bekanntesten Tänzen gehören unter anderem die Diablada, Caporales, Tinkus, Morenada und der Pujllay.

Caporales-Tänzerinnen auf dem Karneval von Oruro – Foto: Laura Frommberger

Kinder und Bildung

Seit 1998 besteht in Bolivien eine mindestens achtjährige Schulpflicht (Grundschule), der die Mehrzahl der Kinder nachgehen. Circa 87% der Kinder in Bolivien werden eingeschult. Die verbleibenden 13% können aus folgenden Gründen keine Bildung erhalten: Sie leben auf dem Land und haben keine gute Anbindung an die Schule, sie unterstützen ihre Eltern indem sie arbeiten oder sie verstehen die spanische Sprache nicht, da Zuhause in ihren indigenen Familien auf Quechua oder Aymara gesprochen wird. Jedoch rückt die Bedeutsamkeit der indigenen Sprachen, unter Einfluss des Präsidenten Evo Morales, in den letzten Jahr verstärkt in den Vordergrund. Aus diesem Grund wurde unter anderem im Jahr 2010 ein neues Bildungsgesetz verabschiedet, das eine Dreisprachigkeit an Schulen vorsieht: Englisch, Spanisch und die jeweilige indigene Sprache. Jedoch ist die Realität eine andere und viele Schulen unterrichten die indigenen Sprachen kaum bzw. nicht gleichwertig. Überwiegend private Schulen verzichten auf die indigene Sprache und fokussieren sich auf eine bilinguale Erziehung: Englisch und Spanisch.

Im Jahr 2014 verabschiedete Bolivien das “Gesetz 548“, das Kindern ab 10 Jahren erlaubte zu arbeiten. Bedingungen dafür waren die Zustimmung der Eltern und die Garantie des parallelen Schulbesuchs, deren Prüfung nur gering nachgekommen wurde. Darüber hinaus wurden einige Tätigkeiten, darunter die Arbeit in den Minen von Potosí, verboten. Aufgrund von internationaler Kritik und der schlechten Umsetzung, hat die bolivianische Regierung das Gesetz weitgehend zurückgenommen. Heutzutage arbeiten mehr als 700.000 Kinder in Bolivien, um zum Überleben ihrer Familie beizutragen.

Die Salzwürste Salar de Uyuni – Foto: Laura Frommberger

Land und Natur

Im Herzen Südamerikas, so groß wie Frankreich und Spanien zusammen und Heimat von 11 Millionen Menschen: Bolivien mag vielleicht unscheinbar wirken, hat jedoch viel zu bieten. Sowohl Gebirge, das Altiplano, subtropische Gebiete als auch tropische Tiefebenen schmücken das Land und bieten eine Vielfalt an Landschaften und Klimazonen. Ob lieber kalt auf 3.000 m in der Regierungsstadt La Paz, angenehm warm mit mittlerer Luftfeuchtigkeit, in der Hauptstadt Sucre oder tropisches Klima in der größten Stadt Boliviens, Santa Cruz; hier ist für jeden etwas dabei. Nicht nur das Klima begeistert in puncto Vielseitigkeit, sondern auch die Natur und ihre Landschaften.

Die weltbekannte Salar de Uyuni ist mit mehr als 10.000 km2 die größte Salzwüste der Welt, die etliche Naturwunder birgt. Inmitten des Salzwunders liegt unter anderem die Insel Isla Incahuasi, die für ihre beeindruckend großen Kakteen bekannt ist. Natur- und Abenteuerlustige erfreuen sich an den bolivianischen Yungas im Departamento La Paz, dem Ort, der den Übergang zwischen Amazonas-Regenwald und dem Hochland der Anden bildet. Mit nur 65 Kilometern können Mountainbike-Fans die Yungas-Strecke, auch bekannt als gefährlichste Straße der Welt, und somit 3.500 Höhenmeter beschreiten. Entspannung und Ruhe findet man am Titicaca-See, den sich Peru und Bolivien miteinander teilen, und auf der Isla del Sol in seiner Mitte. Neben diesen Orten verspricht Bolivien weitere interessante und einzigartige Plätze, die das Herz höherschlagen lassen.

Papagai im bolivianischen Urwald – Foto: Laura Frommberger

Ein Affe in der Provinz Beni – Foto: Laura Frommberger

Was wäre die Natur nur ohne ihre Lebewesen? Bolivien wird mit Alpakas und Lamas in Verbindung gebracht, die sich in den kalten Regionen, wie La Paz, besonders wohlfühlen. Auch die farbenfrohen Flamingos rund um die Laguna Colorada, zahlreiche Affenarten, Papageien und die Andenfüchse sind Bewohner Boliviens. Dank der unterschiedlichen Klimazonen verfügt Bolivien über eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.

Mangos, Chirimoyas, Avocados, Papayas – all diese exotischen und heißbegehrten Früchte gehören zum Alltag Boliviens. Wer zum ersten Mal über einen Markt läuft, wird völlig überwältigt sein von den großen, frischen und bunten Früchten, die die casero/-as (HändlerInnen) täglich anbieten. Doch es bleibt nicht allein beim Obst und Gemüse; auch das Getreide Quinoa, der Mais und unzähligen Kartoffelsorten gehören zur bolivianischen Kulinarik.

Copacabana am Titikakasee – Foto: Laura Frommberger

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Das Jugendzentrum CADSE arbeitet als konfessionell und politisch unabhängige Organisation in Cochabamba. Die tägliche Arbeit wird von Freiwilligen aus der Region übernommen, die von Aquisito finanziell unterstützt werden.

Bolivien ist ein tolles Land und CADSE ein Projekt, dass den Freiwilligen ganz viel Liebe und Erfahrung zurückgibt. Wie du direkt vor Ort bei CADSE helfen kannst, erklären wir dir hier.

CADSE ist die spanische Abkürzung von “Zentrum zur Unterstützung der sozialen und pädagogischen Entwicklung”. Im Süden der Stadt Cochabamba in Bolivien arbeiten in den Räumen von CADSE verschiedene Altersgruppe zusammen…